Wiederverwendung von Abwasser sichert Trinkwasserversorgung

Trinkwasser wird oft aus Grundwasser gewonnen, dessen Pegel sinkt aber. Ein beispielloses Projekt aus Frankreich zeigt, wie unser Trinkwasser unabhängiger von der Grundwassermenge wird.
gesunkener Grundwasserspiegel am See

Unser Trinkwasser wird zu 70% aus Grund- und Quellwasser gewonnen, so das Umweltbundesamt. Die übrigen 30% speisen sich aus See- und Talsperren, aus Flusswasser oder Oberflächenwasser. Forscher des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sagen in einer Studie voraus, dass der Grundwasserpegel in Deutschland künftig absinken wird, ganz gleich zu welchem Grad die Pariser Klimaschutzziele eingehalten werden. Bereits das Absinken um wenige Zentimeter kann verheerende Auswirkungen auf die Pflanzen haben. Grade in der Landwirtschaft kann das erhebliche Ernteausfälle bedeuten. Wir müssen also Wege finden, die Trinkwasserversorgung weniger abhängig von der Grundwassermenge zu machen. Ein bisher einmaliges Projekt wird in Zusammenarbeit mit Veolia in Frankreich umgesetzt und zeigt wie es gelingen könnte.

Veolia Wassertank

Die Vendée liegt an der Westküste Frankreichs und ist aufgrund ihrer wunderschönen Küste, ihrer historischen Städte und malerischen Dörfer inmitten einer idyllischen Landschaft eines der beliebtesten Urlaubsziele Frankreichs. Die Region leidet jedoch in den heißeren Monaten unter zunehmender Wasserknappheit, was den Tourismus, die Industrie und die Bevölkerung vor Ort gleichermaßen zusätzlich belastet.

In den letzten 20 Jahren war die Vendée mit schweren Wasserdürren konfrontiert. Tatsächlich hatte Vendée Eau – das kommunale Unternehmen, dass für die Wasserversorgung zuständig ist – bereits mehrere konventionelle Investitionen getätigt, darunter ein sehr effektives Wassersparprogramm. Dennoch hatte die Region immer noch Mühe, die jährlich benötigten 50 Millionen Kubikmeter Trinkwasser, bei weiter steigender Nachfrage zu produzieren. Darüber hinaus merkten die Behörden, dass sie auch den Auswirkungen des Klimawandels aktiv entgegenwirken mussten. Die Wasserversorgung der Vendée ist in hohem Maße von Oberflächenwasser abhängig, die durch die erhöhte Verdunstung und Konvektion bei steigenden Temperaturen, nun bedroht ist.

Indirect Potable Reuse (IPR) als Lösungsansatz

Vendée Eau ließ sich von den Nachbarländern Belgien, Spanien und Deutschland inspirieren, die Wasser zur Wiederauffüllung von Grundwasserleitern wiederverwendeten. Die Verantwortlichen wollten jedoch noch einen Schritt weiter gehen und begannen mit der Untersuchung von IPR zur Anreicherung von Oberflächenwasser. „Aus einem nahegelegenem Touristengebiet wird behandeltes Abwasser direkt in den Ozean eingeleitet. In Anbetracht der großen Menge, erachteten wir die Wiederverwendung von Trinkwasser (IPR) als sehr interessant. Jérôme Bortoli, Leiter von Vendée Eau.

Das geplante Wiederverwendungsprogramm in der Vendée zielt darauf ab, den Jaunay-Stausee teilweise mit aufbereitetem Wasser aus den Kläranlagen des 20 km entfernten Les Sables d’Olonne wieder aufzufüllen. „Diese Lösung könnte ein zusätzliches Volumen von bis zu zwei Millionen Kubikmetern Trinkwasser liefern; das ist die Hälfte der Speicherkapazität des Jaunay-Stausees“, erklärt Bortoli.

Die größte Herausforderung für Vendée Eau bestand darin, dass andere Länder in Europa zwar aufbereitetes Wasser zur Grundwasserauffüllung verwendet haben, in Frankreich jedoch keine Regularien und kein gesetzlicher Rahmen dazu existierte. Die Praxis der indirekten Wiederverwendung von Abwasser wird noch nicht von der aktuellen französischen – oder gar europäischen – Verordnung abgedeckt, die nur die Verwendung von leicht verunreinigtem Wasser (wie z.B. Brauchwasser bzw. Grauwasser) für Bewässerungszwecke zulässt. Das bedeutet, dass Jourdain das erste Projekt seiner Art in Europa für die Oberflächenwasseranreicherung sein wird und als eine Art Großexperiment durchgeführt wird.

Das Jourdain-Programm besteht aus einer Tertiärbehandlungsanlage, einer 25 km langen Recyclingwasserleitung, ein angelegtes Landschafts- und Feuchtgebiet und ein durch die die Vendée Eau eingerichtetes, regionales Governance-System. Das Ziel ist zunächst eine Anlage zu bauen, um anschließend drei bis fünf Jahre den Betrieb exakt zu überwachen und zu studieren, bevor die finale Entscheidung getroffen wird, das Projekt in vollem Umfang zu realisieren.

Recyclingwasserleitung Querschnitt

Das Jourdain-Programm muss nun nachweisen und garantieren, dass IPR keine bis vernachlässigbare Auswirkungen auf Mensch und Umwelt hat und damit auch für alle Arten der Wassernutzung, wie Freizeitaktivitäten, Industrienutzung und Trinkwassergewinnung. Um das Pilotprojekt umzusetzen und das Vertrauen der Interessengruppen zu gewinnen, startete Vendée Eau Aktionen und stellte Governance und soziale Fragen in den Vordergrund.

Dieses innovative und ehrgeizige Programm wird einen innovativen Wasserkreislauf herstellen, um die Sicherheit der Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung der Vendée zu gewährleisten. Vendée Eau nahm die Gespräche im Dezember 2019 auf und am 9. Juli 2021 wurde der Vertrag für den Bau der Anlage von Jourdain in La Roche sur Yon unterzeichnet.

Dieses Verfahren – die Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser – ist eine Premiere für Europa. Die Technologie im Kern ist Barrel™, ein Ultrafiltrations- und Niederdruck-Umkehrosmosesystem in einem Behälter, der von Veolia Water Technologies entwickelt wurde und 200 Membranelemente, UV-Desinfektion und Chlorierung enthält.

„Die dritte Behandlungseinheit, die im Rahmen des Jourdain-Programms verwendet wird, erfüllt einen kritischen Bedarf: die Wiederverwendung von Abwasser durch eine unserer neuesten Innovationen, das Barrel™. Dieses Projekt zielt darauf ab, nicht nur eine zuverlässige Trinkwasserquelle für die Zukunft bereitzustellen, sondern auch den ökologischen Fußabdruck unserer Kunden zu verringern.Pascal Playaud, Director OTV West Central Caribbean – Veolia Water Technologies

Die Schonung der Ressource Wasser ist durch anhaltende Wetterextreme und stetig sinkende Grundwasserpegel wichtig für Natur, Mensch und Industrie. Es gibt nicht DIE eine Lösung, sondern vielmehr ein Zusammenspiel aus innovativen Technologien und nachhaltigen Lösungen in allen Lebens- und Arbeitsbereichen. Wir stehen als Veolia für die stete Optimierung der Wasseraufbereitung und den Anspruch überall wo möglich, Wasserkreisläufe zu schließen.

Wenn Sie sich für nachhaltige Lösungen bei der kommunalen Trinkwasseraufbereitung und Abwasserbehandlung interessieren, kontaktieren Sie unsere Experten. 
 

  
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