Die neue VDI 2035 - Änderungen für Heizungswasser

Die überarbeitete VDI 2035, eine der wichtigsten Normen der Heizungsbranche, stellt neue Anforderungen. Lesen Sie, welche Richtwerte jetzt gelten.
Heizung

Technische Verfahren in der Heizungsbranche sind durch zahlreiche Normen und Richtlinien geregelt. Eine der wichtigsten Normen für die Wasseraufbereitung in Warmwasser-Heizungsanlagen ist die VDI 2035: Hier sind die Richtwerte festgelegt für die richtige Wasserqualität in Heizkreisläufen. Im März 2021 hat der VDI eine aktualisierte Fassung der VDI 2035 vorgestellt. Die Vorgängerversionen stammen von 2005 und 2009. Wir haben uns angeschaut, welche Neuerungen es gibt und was sich gegenüber den früheren Versionen verändert hat.

Was sofort auffällt: Das VDI-Gremium rät generell von einer chemischen Behandlung des Wassers ab, wenn dies vermeidbar ist. Und: Erstmals wird die Wasseraufbereitung im Teilstromverfahren explizit empfohlen. Außerdem gibt es nun klare Praxisempfehlungen für das Handwerk und die Planung.

Detaillierte Daten und Fakten zur neuen VDI 2035 enthält unsere aktuelle Fachinformation.

 

Was war der Anlass für die Aktualisierung der VDI 2035?

Normen gehen mit dem Anspruch einher, den aktuellen Stand der Technik darzustellen. Seit den letzten Versionen hat sich hier Einiges getan. Moderne Heizanlagen haben an Leistung zugelegt und sind zugleich kleiner und kompakter. Die Materialien sind heute hochwertiger, die Technik aber auch empfindlicher: insgesamt Faktoren, die noch höhere Anforderungen an die Qualität des Kreislaufwassers stellen, mit denen die Anlagen betrieben werden.

 

Ist die Anwendung der neuen VDI 2035 verbindlich?

Wie bei fast allen Normen und Richtlinien handelt es sich bei der VDI 2035 nicht um eine gesetzliche Vorschrift. Planer oder Installateure sollten sich allerdings gut überlegen, ob sie bei der Planung einer neuen Heizungsanlage oder einem Sanierungsprojekt von der VDI 2035 oder in Teilen davon abweichen wollen. Denn kommt es zu Schäden in der Anlage und der Fall führt zu einer juristischen Auseinandersetzung, muss die Abweichung von der Norm gut begründet sein, um Schadenersatzansprüche abzuwehren. In der Regel fordern auch die Kesselhersteller die Einhaltung der VDI 2035, mit teilweise noch strengeren Vorgaben.

Allerdings geht es in der VDI 2035 nicht nur um normative Festlegungen. Die aktuelle VDI 2035 enthält neuerdings auch einen umfangreichen Serviceteil, der Tipps und Empfehlungen gibt für die Planung neuer Anlagen und bei Fehlfunktionen in bestehenden Heizungsanlagen bei der Suche nach möglichen Ursachen hilft.

 

Welches Ziel verfolgt die geänderte VDI 2035?

Das Ziel nennt bereits der Titel: „Vermeidung von Schäden in Warmwasser-Heizungsanlagen. Steinbildung und wasserseitige Korrosion“. Damit gilt der Fokus ganz klar dem Kreislaufwasser und den darin enthaltenen Inhaltsstoffen. Denn sind hier die falschen Stoffe oder Gase unterwegs oder in falscher Konzentration, kann dies zu schweren Schäden an der gesamten Anlage führen, vor allem durch Härteablagerungen, Rostschäden, oder Verschlammung.

 

Welche Gefahren drohen, wenn die aktualisierte VDI 2035 nicht eingehalten wird?

Steinbildung – dies sind vor allem durch Kalkbildung verursachte Ablagerungen, die den Wirkungsgrad einer Anlage maßgeblich verringern können. Denn bilden sich Ablagerungen auf den Flächen der Wärmetauscher, verschlechtert sich die Wärmeübertragung. Der Austausch eines defekten Wärmetauschers geht in der Regel mit mittleren vierstelligen Folgekosten einher. Ablagerungen können zudem auch die Querschnitte des Rohrsystems verkleinern, ein höherer Energieverbrauch ist die Folge. Letztlich können wichtige Bauteile wie Pumpen oder Ventile verstopfen und damit zerstört werden.

Korrosion und Magnetit werden im Wesentlichen durch Sauerstoff ausgelöst. Die VDI 2035 zielt deshalb darauf ab, die Sauerstoffkonzentration möglichst gering zu halten. Auch Korrosion kann zu gefährlichen Partikeln und Rostablagerungen führen. Ist der Sauerstoffgehalt über längere Zeit zu hoch, kann dies insbesondere Metalle angreifen und auflösen. Am Ende stehen auch hier Leckagen und teure Funktionsstörungen.

 

Welche Richtwerte nennt die überarbeitete VDI 2035?

Wer die Wasserqualität richtig einstellen will, muss vor allem vier Richtwerte beachten: Wasserhärte, elektrische Leitfähigkeit, pH-Wert und Sauerstoff.

  • Wasserhärte (°dH): setzt sich zusammen aus den vorhandenen Calcium- und Magnesiumionen und wird in der Norm als Summe der Erdalkalien dargestellt.
  • elektrische Leitfähigkeit (μS/cm): Maß für die im Wasser befindlichen Salze. Mit abnehmender Leitfähigkeit sinkt die Wahrscheinlichkeit für Korrosion.
  • pH-Wert: Bei pH-Werten unter 7,5 steigt die Anfälligkeit für Korrosion. Die VDI empfiehlt einen Wert zwischen 8,2 und 10. Bei Aluminiumbauteilen (z.B. im Wärmetauscher) sogar nur bis 9.
  • Sauerstoff Ist unregelmäßig im Netz verteilt, der Sauerstoffgehalt kann nicht objektiv gemessen werden. Die VDI 2035 verzichtet deshalb nun auf die Angabe eines Wertes. Generell gilt: Je geringer die Sauerstoffkonzentration, um so besser.

Die maßgeblichen Richtwerte für das Kreislaufwasser sind in der novellierten VDI 2035 in einer Übersichtstabelle aufgeführt. Die Richtwerte gelten in Abhängigkeit von der Größe des Heizungsnetzes, der Heizleistung und den verwendeten Materialien. Eine Übersicht mit den detaillierten Werten und weiteren Einflussgrößen findet sich auch in unserer Fachinformation.

 

Was ist bei bestehenden Anlagen zu beachten?

  • Diffusionsoffene Bauteile: durch undichte Rohre oder Kunststoffelemente gelangen Gase ins Netz und können Blasen bilden
  • Unterschiedliche Metalle: Diese reagieren im Verlaufe der Zeit mit eingetragenen Gasen wie vor allem Sauerstoff, was zu Funktionsstörungen führen kann
  • Hohe Nachspeisemengen: Die VDI 2035 weist ausdrücklich auf die Gefahren hin, die durch einen erhöhten Eintrag an Sauerstoff durch hohe Nachspeisungen entstehen können.
  • Umbau- oder Erweiterungen
  • Mischwasser aus bereits vorhandenen Systemzweigen
     

Wie kann die Heizwasserqualität gemäß der neuen VDI 2035 dauerhaft sichergestellt werden?

Um die richtige Qualität des Kreislaufwassers sicherzustellen, empfiehlt die neue VDI 2035 eine kontinuierliche Aufbereitung im Teilstrom. Moderne Systeme wie die BerkeSELECT IQ Familie kontrollieren dabei ständig die Qualität des Heizungs- und des Füllwassers und bereiten das Wasser permanent den Anforderungen der Richtlinie entsprechend auf.

 

Wer die Richtwerte und Empfehlungen beachtet, die in der VDI 2035 aufgeführt sind, hat wichtige Schritte unternommen, um teure Schäden an einer Heizungsanlage zu verhindern und zugleich deren möglichst störungsfreien und langlebigen Betrieb zu sichern. Denn immerhin heißt es in der aktuellen VDI 2035:

„Die Wahrscheinlichkeit von Schäden durch Steinbildung und Korrosionsschäden ist in korrosionstechnisch geschlossenen Warmwasser-Heizungsanlagen bei Beachtung der Richtwerte (…) minimiert.“ 

VDI 2035 Blatt 1, S. 24

 

  
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